Julia Köhler

Was das BFSG für Websites bedeutet: Ein Leitfaden für KMUs und regionale Unternehmen in NRW

Ab dem 28. Juni 2025 gilt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) – ein Gesetz, das für viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie regionale Anbieter in NRW neue Anforderungen an ihre Websites mit sich bringt. Was das BFSG bedeutet und ob es auch eure Website betrifft, könnt ihr hier erfahren. 

Inhalt

Was ist das BFSG?

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) ist die deutsche Umsetzung des European Accessibility Acts. Es verpflichtet Unternehmen, digitale Produkte und Dienstleistungen – also auch Websites und Online-Shops – so zu gestalten, dass sie für alle Menschen zugänglich sind, insbesondere für Menschen mit Behinderungen.

Ziel ist es, digitale Barrieren abzubauen und die Teilhabe aller an der digitalen Welt zu ermöglichen.

Wen betrifft das BFSG?

Das BFSG gilt insbesondere für Unternehmen, die Produkte oder Dienstleistungen über ihre Website an Verbraucher:innen verkaufen oder anbieten – dazu zählen auch Online-Terminbuchungen, wie sie etwa Friseursalons oder Arztpraxen anbieten.

Banken, Reiseanbieter, Telekommunikationsdienste und Online-Shops sind besonders betroffen. Für rein B2B-Angebote ist das Gesetz weniger relevant, aber sobald sich euer Angebot an Endkunden richtet, solltet ihr aktiv werden.

Doch auch darüber hinaus ist die Barrierefreiheit im Web ein wichtiges Thema. Nicht nur um eine inklusive und damit auch größere Zielgruppe zu erreichen, sondern auch weil Google, KI und co selbst barrierefreie Websites besser analysieren können. Selbst wenn ihr vom BFSG nicht betroffen seid: Barrierefreiheit ist kein Nice-to, sondern ein Must Have!


Die wichtigsten Maßnahmen für eine barrierefreie Website

Konkret möchte das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz dafür sorgen, dass eure Website für alle Menschen zugänglich ist. Dafür soll die Website so eingerichtet sein, dass sie auch mit Screenreadern lesbar oder mit einer Hand bedienbar ist.

Struktur & Navigation

Die Verwendung von einer klaren Überschriften-Hierarchie und sinnvollen Absätzen ist entscheidend. Das bedeutet, dass ihr H1, H2, H3 oder noch mehr Hierarchien auf euren Seiten und Beiträgen nutzen solltet.

Dazu solltet ihr eine Sitemap hinterlegen. Damit ermöglicht ihr es Screenreadern und anderen Tools, den Aufbau eurer Website problemlos zu erfassen.

Tipp: Achtet darauf, nur eine H1-Überschrift pro Seite zu definieren und alle weiteren Überschriften in entsprechender Hierarchie einzufügen.

Bilder und Grafiken

Alle Bilder und Grafiken, die ihr verwendet, sollten immer über einen ALT-Text verfügen. Diesen lesen Screenreader beim Lesen einer Website vor. Gleichzeitig wird dieser ALT-Text angezeigt, wenn eine Website wegen einer zu schwachen Verbindung nicht richtig laden kann.

Verwendet ihr in eurem Beitrag komplexere Grafiken, um Sachverhalte zu erklären, solltet ihr die Ergebnisse dieser im Fließtext erläutern.

Farben & Kontraste

Um die Lesbarkeit aller Inhalte zu steigern, muss der Kontrast zwischen Text und Hintergrund immer lesbar sein – heißt konkret ein Kontrastverhältnis von mindestens 4,5:1 bei normalen und 3:1 bei größeren Schriftgrößen. Um das zu prüfen, stehen euch mittlerweile zahlreiche Tools zur Verfügung.

Ein Tool, das die Kontraste auf Basis der offiziellen WCAG-Vorgaben testet, ist der PaletteTester.

Bedienbarkeit ohne Maus

Um eure Website möglichst zugänglich zu gestalten, solltet ihr sicherstellen, dass die Seite auch komplett mit Tastatur bedienbar ist. Automatische Weiterleitungen und Pop-ups sind dabei genau so schwierig wie falsch markierte Buttons und Headlines.

Ob das bei euch funktioniert, könnt ihr ganz einfach überprüfen, indem ihr euch nur mit der Tabulator-Taste durch die Seite klickt. Ist die Website barrierefrei eingerichtet, sollte sie bei allen klickbaren Schaltflächen oder Formulareingaben stoppen.

Responsives Design für alle Endgeräte

Sehr häufig sind Websites klassisch nur für Desktop oder – bei moderneren Unternehmen – nur für Handy und Smartphone angelegt. Damit könnte es aber durchaus vorkommen, dass Buttons und Seiten auf bestimmten Endgeräten nicht abrufbar sind. Auf screenfly.org könnt ihr euch anzeigen lassen, wie eure Seite auf verschiedenen Formaten aussieht.

Verständlichkeit der Inhalte sichern

Neben der Verwendung von HTML-Tags, um die Struktur zu verdeutlichen, ist auch die inhaltliche Verständlichkeit der Website wichtig. Dazu hilft zum einen das Verwenden von leichter Sprache, zum anderen aber auch die aussagekräftige Benennung von Links.

Statt „Hier klicken“ also lieber: „Jetzt mehr über das BFSG erfahren“.

Im BFSG sind weitere Punkte markiert, die laut WCAG für eine barrierefreie Website wichtig sind. Diese könnt ihr hier abrufen: WCAG-Richtlinien.



Warum ist Barrierefreiheit für Unternehmen im Web auch eine Chance?

Die Umsetzung des BFSG ist nicht nur eine gesetzliche Pflicht, sondern bietet echte Vorteile:

  • Mehr Reichweite: Barrierefreie Websites erreichen mehr Menschen – darunter 7,8 Millionen schwerbehinderte Menschen in Deutschland.
  • Bessere Auffindbarkeit (SEO): Alt-Texte, klare Struktur und schnelle Ladezeiten.
  • Stärkere Kundenbindung: Eine einfach bedienbare Website sorgt für zufriedenere Nutzer:innen.
  • Vermeidung von Bußgeldern: Bei Verstößen drohen ab Mitte 2025 bis zu 100.000 Euro Strafe.

Wie geht ihr jetzt am besten vor?

  • Prüft, ob eure Website unter das BFSG fällt.
  • Beginnt frühzeitig mit der Umsetzung.
  • Holt euch Unterstützung von erfahrenen Agenturen oder Berater:innen.
  • Nutzt Tools wie WAVE oder Google Lighthouse für die Prüfung.

Fazit: Das BFSG als Chance und nicht als Last

Das BFSG ist eine Chance, eure Website moderner, nutzerfreundlicher und für alle Menschen zugänglich zu machen. Gerade für KMUs und regionale Unternehmen in NRW ist Barrierefreiheit ein echter Wettbewerbsvorteil – für eure Kundschaft und euer Business.