„Ich habe dir einen Song geschrieben“ – das klingt erst einmal richtig romantisch, aber auch nach viel Arbeit. Früher musste man ordentlich ranklotzen, um einen Song zu produzieren. Heutzutage muss das Songschreiben jedoch kein Hexenwerk mehr sein: Mit der neuen KI-Anwendung „Suno“ können Lieder bereits auf Knopfdruck generiert werden.
Ähnlich wie bei ChatGPT gibt man dem Programm zunächst einfach ein paar Informationen, und ruckzuck hat man dann auch schon einen Hit produziert – ganz ohne musikalisches Talent.
Im „Custom-Mode“ der Anwendung kann man seiner Kreativität freien Lauf lassen. Suno fragt hier nach eigenen Ideen für den Text des Liedes. Falls keine Wortkünstler:in in dir steckt, generiert Suno mithilfe einzelner Stichworte oder einer kurzen Beschreibung auch den ganzen Songtext für dich. Auch das Genre kannst du selbst bestimmen: Ob traurige Ballade, stimmungsvoller Pop oder fetziger Rock – die KI-Intelligenz beherrscht nicht nur verschiedene Genres, sondern singt auch in verschiedenen Sprachen.
Nach ein paar Klicks ist es dann auch schon so weit: Der jeweils 1:06-minütige Hit ist generiert. Und nicht nur das: Zu jeder Song-Idee werden jeweils auch noch zwei weitere Versionen kreiert. Mit der kostenfreien Version von Suno kann man pro Tag insgesamt fünf Songs generieren. Diese sind allerdings nur für den nicht-kommerziellen Gebrauch nutzbar.
Wer die kostenpflichtige Version (ca. 23 Euro pro Monat) von Suno nutzt, kann täglich bis zu 2.000 Songs erstellen, wird offizielle:r Urheber:in der Musikstücke und kann die Songs auch für den kommerziellen Gebrauch verwenden.
Auch mich hat die Neugierde gepackt, und ich habe mich unter die Musik-Produzentinnen gewagt. Suno geöffnet, den Custom-Mode ausgewählt und zack ging es schon ans Produzieren. Das Ganze sah dabei so aus:
Ein paar Informationen zu unserem Team (es sollte ein Donna-und-der-Blitz-Song werden), dann noch ein paar Angaben zum gewünschten Genre und Titel. Rund 30 Sekunden später war bereits dieser Hit samt Cover produziert:
Der von der KI generierte Song klingt erstaunlich realistisch. Auch der Songtext wurde „gekonnt“ erweitert. Fazit: Der „Donna-Song“ hat uns im Büro ordentlich zum Lachen gebracht.
Mithilfe von Suno lassen sich im Handumdrehen Lieder generieren. Das spart Zeit und Ressourcen. So können Künstlerinnen schneller denn je ganze Alben produzieren. Und auch neben der direkten Generierung von Liedern bietet Suno viele Möglichkeiten.
Im „Explore“-Mode der Anwendung kann man sich für das eigene Komponieren inspirieren lassen. Täglich findet man hier von anderen Nutzern produzierte Hits. Dieser Katalog lässt sich optimal nutzen, um Ideen und Samples für die eigene Musik zu sammeln.
Suno schreibt Lyrik, komponiert Musik und gestaltet sogar Albumcover – und das innerhalb weniger Sekunden. Eins ist also sicher: KI-generierte Musik spart Zeit, Nerven und Ressourcen. Zugegebenermaßen haben so manche von Suno erstellte Pop-Songs sogar bereits Ohrwurm-Potential. Viele Songs sind außerdem echte Lacher: Ob ein Song über ein Cookie-Rezept oder die Deutsch-Rap-Versionen von „Alle meine Entchen“ oder „Hoppe, Hoppe Reiter“ – solche Songs bleiben im Kopf.
Doch so schnell wie ein KI-generierter Song auch im Ohr sein mag, so schnell verfliegt der Zauber auch wieder. Denn eins fehlt Songs auf Suno ganz sicher: Authentizität und Emotionalität. Die Magie der Musik auf Suno verblasst schnell, wenn man sich bewusst wird, dass jeder Song von einem Roboter erstellt wurde. An manchen Stellen kommt die KI außerdem an ihre Grenzen. Bei Wörtern, die nicht ausgesprochen werden, wie sie geschrieben werden, gerät Suno ins Stolpern.
Dennoch eignet sich Suno bereits jetzt optimal zum Generieren von Gebrauchsmusik. Für den Bereich der Hintergrundmusik oder auch Filmmusik könnte die künstliche Intelligenz langfristig wirklich eine Bedrohung darstellen.
Dieser Bedrohung scheinen sich Musikerinnen bereits bewusst zu sein. Etwa 200 Pop-Stars, darunter Nicki Minaj und Billie Eilish, haben in einem offenen Brief ihre Besorgnis über die Gefahr von KI-generierter Musik bereits zum Ausdruck gebracht. In Bezug auf den Schutz ihrer Musik und ihres Lebensunterhalts fordern die Künstler:innen einen vorsichtigen Umgang mit künstlicher Intelligenz.
Das hängt auch mit dem klassischen Problem der zugrundeliegenden Datenbanken zusammen – diese speisen sich meist aus bereits veröffentlichter Musik und setzen die daraus erlernten Parameter neu zusammen. Ob die gesamte Datenbank ausschließlich aus rechtefreier Musik besteht, ist dabei nicht bekannt.
Suno steht am Ende also vor den typischen Herausforderungen und Chancen einer KI: Die Möglichkeit, auf Knopfdruck Hits zu einem beliebigen Thema zu produzieren, egal wie kreativ oder absurd, ist natürlich erstmal sehr verlockend. Die Konsequenzen für die Musikindustrie stehen dem jedoch mit großer Skepsis gegenüber.
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